„Es platschte, Wasser spritzte und dann schwamm da plötzlich ein Hund.“
Wir starten mal ein Stück in der Vergangenheit. Eben noch hatte Stups (siehe Blog „Unser Hund Stups fliegt“) am Rand des selbst gebauten und ebenerdigen Schwimmbeckens gestanden und mich angebellt. Er mochte es nicht, wenn jemand im Wasser dieses alten Gartenpools war und er nicht, und lief immer lautstark und aufgeregt hin und her. Noch nie war er im Wasser gewesen, denn Wasser war irgendwie nicht so sein Element.
Diesmal passierte Stups während seiner Bellerei (dessen tiefenpsychologischen Hintergrund ich hier einmal auslasse) jedoch ein Missgeschick. Denn er rutschte plötzlich mit seinen Vorderfüßen versehentlich von der Poolkante und fiel strauchelnd ins Wasser. Da ich selbst im Wasser stand und bestätigen konnte, dass dieses recht kalt war, muss es für Stups absolut erschreckend gewesen sein dort hinein zu fallen.
Er tauchte schnell wieder auf und schwamm hektisch und mit großen Augen erst zur einen Seite, dann zur anderen und dann zur Trittleiter, welche in das Becken führte. Als Stups merkte, dass er
nirgendwo richtigen Halt fand, schwamm er schnurstracks auf mich zu und ließ sich in meine Arme fallen. Sofort erfuhr er Sicherheit, hörte auf zu strampeln und entspannte sich.
Mit einen Ruck hob ich das schwarze nasse Etwas aus dem Wasser. Draußen angekommen schüttelte sich Stups und zog sich für ein paar Stunden vom Poolgeschehen zurück. Na ja, bis zum Nachmittag,
denn da bellte er wieder, wenn jemand im Wasser war. Nur hielt er nun etwas mehr Abstand zur Kante. :D
Rex (siehe Blog „Rex und das Autofahren“) war da anders. Er hatte vor Wasser keine Scheu. Zwar war es keine richtige Liebe zu diesem Element, aber hatte Rex ein Ziel und ein Bach war dazwischen, so wurde nicht mühsam ein trockener Übergang über Steine gesucht, sondern geradewegs durch´s Wasser gesprungen.
Auch die Jahreszeit und die damit verbundene Beschaffenheit der Ufer waren dabei nicht von Bedeutung. Wasser reinigt einen Hund. Aber der Ufermatsch ist immer das letzte Element, wodurch ein Hund dann läuft. Matsch passte farblich hervorragend zu Rex seinem Fell…..aber nicht zur Inneneinrichtung unseres Autos, geschweige denn zu der der Wohnung. Anschließend musste der kleine Hund regelmäßig gründlich gereinigt und trocken gerubbelt werden.
Von diesen zwei, bereits älteren Erlebnissen, hin zu einem sommerlichen Strandbesuch in 2018 mit der kleinen Lotte, der aktuellen jungen französischen Bulldogge der Schwiegereltern. Lotte kam in
die Familie, da Emma, ebenfalls ein Frenchie, ihren Spielekamerad Bacardi (Boxer) verlor und sehr vermisste. Lotte half Emma über den Verlust hinweg und beide waren ab ihrem ersten
Zusammentreffen sofort best friends!
So ging es an die holländische Küste an den Strand. Lotte hatte noch nie das Meer gesehen, geschweige denn geschmeckt. Als wir am Wasser ankamen und die Wellen an den Strand schlugen, blieb Lotte
unsicher stehen.
Langsam ging sie auf das Meer zu und roch am feuchten und salzigen Sand. Wasser spritze ihr leicht entgegen und sie zog sich kurz erschrocken zurück. Ein paar Runden flitze sie mit Emma über den Strand, bis wir das Hundespielzeug, den Leuchtturm, herausholten.
Jetzt gab es kein Halten mehr. Erst warfen wir den Turm mit seiner Kordel in den Sand und Emma und Lotte spielten ausgiebig. Nach einer Weile nutzen wir den Turm für sein eigentliches Element und warfen ihn ins seichte Wasser. Man merkte, wie Lotte vor den Wellen stoppte. Doch nur kurz, denn der Leuchtturm schwamm vor Ihrer Nase. Also holte sie sich ihn aus dem niedrigen Wasser und kam stolz zurück. Super gemacht!
Beim vierten Mal Apportieren erwischte Lotte leider eine kleine Welle, die an den Strand glitt und sie bekam kurz Wasser in die Nase. Nee, das war jetzt richtig doof, das merkte man ihr an.
Unsicher und abgeneigt lief sie mit runterhängenden Ohren Richtung Dünen und blieb in einiger Entfernung im Sand stehen.
Der Leuchtturm schwamm aber noch hüpfend herum und Emma holte ihn nicht heraus. Also kam Lotte langsam wieder an´s Wasser, überwand sich ohne Druck und holte letztendlich das Spielzeug aus den
seichten Wellen. Was für eine Freude. Stolz war sie und wedelte mit ihrem Schwanzstummel. Dieses Ereignis reichte dann auch als positiver Abschluss für den Tag und wir gingen zurück zum
Strandhaus.
Viele denken, Hunde seien automatisch Schwimmer, vor allem gute Schwimmer und Wasser sei Ihr Element. Doch Schwimmen will auch hier gelernt sein. Die Affinität zu Wasser ist von Hund zu Hund sehr
unterschiedlich.
Auch gilt es die jeweilige Rasse zu berücksichtigen! Bulldoggen sind z.B. von Natur aus keine guten Schwimmer. Manche können durch ihren kräftigen Körper und die kurzen Beine sogar gar nicht
schwimmen. Auch wenn es vielleicht etwas merkwürdig aussehen mag, aber eine gut sitzende Schwimmweste ist hier
Pflicht, um Deinem Hund mehr Sicherheit im Wasser zu geben. Bitte informiere Dich vor dem Badegang darüber, ob Dein Liebling die anatomischen Voraussetzungen für das Schwimmen
erfüllt!
Hat Dein Hund solche Einschränkungen jedoch nicht und Du möchtest herausfinden, inwieweit Schwimmen und Spielen im Wasser möglich sind, führe und begleite ihn bei seinen ersten Schritten Richtung
Nass:
Wie führe ich meinen Hund an das Element Wasser heran?
1.) Wenn Dein Hund das erste Mal mit Wasser in Berührung kommt, sei es an einem Bach, oder am Strand, begleite ihn, gehe behutsam vor, übe keinen Druck aus und beobachte Deinen Liebling genau. Springt er sofort hinein, spielt, schwimmt und hat Spaß, alles gut. Hier nur den Übermut vielleicht etwas dämpfen, damit er nicht zu weit hinaus schwimmt. Ist Dein Hund aber scheu, vorsichtig und meidet eventuell sogar den Kontakt mit dem feuchten Nass, gilt es positiv Laune auf das Element zu machen.
2.) Suche Dir umgebungstechnisch Stellen aus, wo man gut ins und aus dem Wasser kommt. Ein sandiger Strand an einem See oder am Meer,
perfekt. Eine Wiese mit seichtem Übergang in einen Bach, sehr gut. Schaue ebenfalls, dass es keine Hindernisse im Wasser gibt, an denen sich Dein Hund verfangen könnte. Bei Flüssen mit starken
Strömungen bitte besonders aufpassen und vielleicht sogar ganz meiden.
3.) Schön wäre warmes Wetter, so dass das Wasser nicht eiskalt ist und Du mit ins Wasser gehen könntest. Dein Hund sieht, dass Du Dich
im Wasser befindest und es ungefährlich ist. Dies bietet zusätzlich psychologische Sicherheit.
4.) Gehe spielerisch vor. Nimm ein schwimmendes Spielzeug mit und gewöhne Deinen Hund Stück für Stück an das Wasser. Erst am Rand und im seichten Bereich trainieren und wenn er sich wirklich wohl und sicher fühlt, etwas weiter hinein führen, wo es tiefer ist.
Die Tiefe richtet sich nach der Körpergröße des Hundes. Die anfängliche Maximaltiefe zum richtigen Schwimmen sollte nur so viel betragen, dass Dein Liebling keinen Bodenkontakt mehr mit seinen Füßen hat. Du stehst dann immer in der Nähe und kannst jederzeit eingreifen. Bei Lotte wäre z.B. die maximale Wassertiefe gerade mal bis zu meinem Schienbein.
Wichtig ist, beobachte Deinen Liebling, gib ihm Zeit und reagiere nicht mit Druck. Leckerlies sind übrigens auch ein gutes Lockmittel.
5.) Je entspannter Du bist und genügend Pausen zulässt, desto sicherer und entspannter ist auch Dein Hund. Zeige in diesem Zusammenhang niemals Frust und lobe viel im richtigen Moment. Wenn Du Angst oder Panik in den Augen Deines Lieblings siehst, gib´ ihm wieder Sicherheit, beruhige ihn und gehe innerlich 2 Schritte zurück, um von dort neu und entspannt loszuspielen und “-plantschen“.
6.) Niemals mit vollem Magen ins Wasser (bei Salzwasser immer etwas zu Trinken mitnehmen). Niemals den Hund ins Wasser werfen (ich werde auch nicht gerne geworfen ;) ). Niemals den Hund aus den Augen verlieren. Wenn er entenaffin ist, meide Enten. Ist er unter anderen Hunden gestresst, suche Dir ein Plätzchen ohne andere Vierbeiner aus. Und letztlich, wenn er partout nicht ins Wasser möchte, auch nach Wochen nicht, dann ist er halt keine „Wasserratte“. Akzeptiere dies und hab ihn einfach lieb. :)
Ob Lotte jetzt ein „Wassertier“ ist, oder doch lieber nur am Strand hin und her spielt, das konnten wir noch nicht eindeutig erkennen und wird sich diesen Sommer zeigen. Sie musste beim ersten Mal mit unserem schwimmenden Leuchtturm schon sehr gelockt werden. Ob es an der Kälte, am Salzgehalt oder den Wellen gelegen hat, welche aus ihrer niedrigen Perspektive schon recht massiv wirken, das wissen wir noch nicht.
Auf jeden Fall hatte Lotte an diesem Strandtag dennoch riesen Spaß und schlief mit Emma abends sehr friedlich, früh, tief und mal wieder schnarchend in ihrem warmen und kuscheligem Hundbett ein. Träume süß, kleine Maus.
Liebe Grüße,
Dein hundestrand-Team
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