Kapitel 2, vom Lagerwolf zum Hund
Das Zusammenleben von Wolf und Mensch, in der Eiszeit von ca. 40.000 Jahren, war eher ein Neben- als ein Miteinander. Zwar fraßen die Wölfe von den Abfällen der Menschen (siehe auch in Hundegschichten "Olli hat Müll zum Fressen gerne"), welche sie einfach gewähren ließen, doch blieb der Wolf noch lange ein scheues und wildes Tier.
Es brauchte noch einiges an Zeit, so dass aus Gewohnheit und Vertrauen eine Art ruhiger Lagerwolf entstand.
Diese Lagerwölfe paarten sich natürlich weiterhin und bekamen Junge, die durch die Nähe, in die Hände der Menschen gelangten. Es kam zu den ersten Ganzzähmungen, wobei man eher Halbzähmungen
sagen sollte. Denn obwohl diese jungen Wölfe niedlich und zutraulich waren, galten sie durch ihren Instinkt und ihre Vorgeschichte doch noch als Wölfe.
Nicht selten kam es dazu, dass solch ein handaufgezogener Wolf im ausgewachsenem Alter den Menschen anfiel. Dabei suchte er sich die schwächsten Glieder in der Kette der Menschen aus und verursachte Leid (folgte evtl. daraus die Theorie vom "bösen Wolf"?). Doch der Mensch gab nicht auf und zähmte weiter.
Der nächste Schritt, der Schritt vom Wolf zum Hund, war doppelt schwierig. Der Wolf war und ist ein Teamplayer. Die Kooperation mit dem Menschen bedeutete somit ein Herauswachsen aus diesem
natürlichen und gewachsenen Gefüge. Die Menschen waren damals zwar auch Kleingruppenwesen, was in der Beziehung unterstützend gewirkt haben muss, jedoch sind die Menschen ebenfalls vollkommen
unterschiedlich in ihrem sozialen Gefüge, wie in ihrer Anatomie. Zum Beispiel müssen sich rangniedere Wölfe aufgrund ihrer Schwäche im Rudel unterordnen. So etwas gibt es bei den Menschen nicht.
Der Mensch hat immer das Sagen.
Und so entstand im Laufe der Zeit der Hund. Vom Wesen her auf den Menschen fixiert. Wobei es in der Entwicklung zum Hund oft zu Rückschlägen kam. Durch das noch nicht unterdrückte Rudelverhalten
und den Drang nach Wanderungen über weite Strecken, vermischten sich Hund- und Wolf genetisch immer wieder miteinander. Das Wolfsgen übernahm dabei meist die Überhand.
Doch nicht alle Hunde verfielen diesem Schicksal und blieben ihren Menschen treu, die in der Eiszeit nun vor der nächsten Herausforderung standen. Das Mammut, einst die Nahrungsquelle Nummer Eins und Lieferant für Werkzeuge, Kleidung und Zeltzubehör, starb aus.
Kurzer Exkurs: Das Mammur lebte vor ca. 135.000 - 11.000 Jahren und war ein reiner Pflanzenfresser. Es konnte eine stattliche Größe von ca. 3 Metern erreichen und besaß zum Schutz vor Kälte ein dichtes und langes Fell. Ohren und der Schwanz waren so klein, dass sie nicht erfrieren konnten.
Die großen Stoßzähne dienten nicht nur der Verteidigung, sie waren vor allem Werkzeug. Mit ihnen konnte das Mammut Schnee und Äste beiseite schaffen, um besser an Nahrung zu gelangen. Hauptsächlich war diese Nahrung Büsche, Sträucher und Gräser.
Wie Elefanten lebten sie in Wanderherden, mit einer Leitkuh an der Spitze. Sie verbrachten die kurzen Sommer der Eiszeit im Norden, u.a. auch an der heutigen Nordsee. Im Herbst wanderten die Mammuts Richtung Süden, wo sie in etwas gemäßigteren Gefilden die harten Winter der Eiszeit verbrachten. Die Männchen waren im übrigen Einzelgänger und stießen nur zur Paarungszeit zur Herde.
Durch das Aussterben des Mammuts, musste also nach Nahrungsalternativen für die Menschen Ausschau gehalten werden. Der Hund half maßgeblich dabei, die neuen und wesentlich kleineren und
wendigeren Beutetiere aufzuspüren und sie geschickt in die Arme der Menschen zu treiben. Für beide Seiten also ein Gewinn und ganz im Sinne des Teamplays.
So wuchsen zwei verschiedene Hundepopulationen auf der Welt heran. Eine in Asien und die andere in Europa. Erst vor ca. 5.000 Jahren vermischten sich diese, als die östliche Bevölkerung immer
mehr in den europäischen Raum einwanderte.
Aufgrund verschiedener Lebensräume, -bedingungen und Lebensweisen, entwickelten sich aus diesem Grundgeflecht des damaligen Hundes, auch verschiedene Hunderassen. Für die Jagd wurden Jagdhunde, für die Schafsherde der Hütehund (ohne Jagdtrieb) gezüchtet und für warme Füße gab es den Cavalier-King-Charles.
Der Hund hatte gelernt, befolge ich die Anweisung des Menschen, erhalte ich Lob und vor allem Futter. Das Leben im Rudel tauschte er gegen eine feste Einzelbeziehung mit dem Menschen ein. Ein
Hund würde nie mit einem anderen Hund sein Fressen teilen, wie es der Wolf gemacht hat. Aus der Toleranz des Wolfes wurde "erst fresse
ich, dann kommt die Moral". Der Mensch ist der Partner. Nicht der andere Hund.
Zusammengefasst hatte der Hund in seiner Entstehungs- und Anfangszeit in erster Linie einen Zweck und war noch nicht so emotional an den Menschen gebunden wie heute. Oder soll man sagen, der
Mensch noch nicht an den Hund?
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